Ich sehe mich noch beim Kinderkardiologen mit unserer Tochter Isabell (9) sitzen. Es war eine
Kontrolluntersuchung im Januar nach einer Herz-OP im Dezember 2022. Ziemlich müde und erschöpft von den Sorgen saß ich im Wartezimmer, da fiel mir der Flyer „Schwimmfreizeit am Chiemsee“ mit den „Jungen Herzen Bayern“ auf. Da wir sowieso schon länger darüber nach dachten, uns einem Verein für Familien mit herzkranken Kindern anzuschließen, vor allem jetzt nach dem Herzklappentausch und den Herausforderungen der Coumadin-Gabe, kam der Flyer wie ein „Wink mit dem Zaunpfahl“. Da unsere Tochter leider nicht schwimmen kann (es war bis jetzt aufgrund der Anstrengung nicht möglich), aber keinerlei Berührungsangst vor Wasser hat, war das genau das richtige für uns. Der Austausch mit anderen Eltern zum Thema „Herzkranke Kinder“ und gleichzeitiges Schwimmen lernen für Isabell und Ihre Geschwister Annelies und Emanuel war ideal für uns. Ich habe mich daraufhin gleich angemeldet und erstmal Kontakt mit dem Verein gehabt. Leider waren alle Plätze schon vergeben und wir wurden auf eine Warteliste gesetzt.
Tatsächlich bekamen wir dann wenige Tage vor der Schwimmfreizeit den Anruf, dass wir nachrücken können.
Am Samstag den 3. Juni ging es dann los. Wir wurden am Irmengardhof herzlich von Michael und Bettina Brandmayer empfangen, weitere Familien waren auch schon anwesend, insgesamt waren es zwölf Familien. Unsere Tochter Isabell hat nicht nur einen Herzfehler, sondern auch das Downsyndrom. Wir sind es eigentlich gewohnt, dass unsere Tochter „auffällt“ (gottseidank meist positiv 😊), aber am Irmengardhof war man einfach eine Familie von vielen mit „Besonderheiten“. Wir haben uns sofort wohl gefühlt.
Der Irmengardhof der Björn Schulz Stiftung ist ein Erholungsheim für Familien mit chronisch kranken Kindern, traumhaft gelegen am Chiemsee, in der Nähe von Gstadt.
Wir entschieden uns nicht am angebotenem Segelkurs teilzunehmen, da mein Mann und ich lieber Zeit zu zweit verbringen wollten, während die Kinder in der Kinderbetreuung waren. Ein Großteil unserer Gruppe ging fast jeden Tag freudig zum Segeln. In dieser Zeit machten mein Mann und ich wunderbare Radtouren am See. Den Kindern gefiel es bei den Sozialpädagoginnen vom Haus sehr gut. Die beiden hatten ein tolles Programm für die Kinder aufgestellt. Für uns war es das erste Mal, dass wir unsere Kinder unbesorgt in eine Kinderbetreuung geben konnten und wir genossen die Zeit sehr.
Der Schwimmkurs war ein Highlight für unsere Kinder. Auch die Geschwisterkinder wurden von Schwimmlehrern der Schwimmschule Anzer und der Wasserwacht Prien betreut. Der Kurs fand im Hallenbad von Bernau am Chiemsee statt. Dieses hatte dankenswerterweise extra noch eine Woche länger für unseren Kurs geöffnet, danke dafür. Unsere drei Kinder haben deutliche Fortschritte im Wasser gemacht. Birgit und Stefan von dem Schwimmschule und die Wasserwacht waren sehr engagiert und am Ende gab es für alle Kinder ein Schwimmabzeichen – alle waren sehr stolz. Es war ein sehr gutes Gefühl, immer eine Kinderkardiologin dabei zu haben, falls es zu einem Zwischenfall gekommen wäre.
Neben Schwimmen und Segeln standen aber noch viele weitere schöne Punkte auf dem Programm: Gelacht wurde viel beim Erlernen vom Volkstanz in der Tenne und bei dem Besuch der Kabarettistin „De Stianghausratschn“. Spannung stand beim Klettern, Segway fahren oder Rafting für alle an. Außerdem erhielten wir einen interessanten Vortrag zum Thema Herzerkrankungen von Fr. Dr. Prießmann. Auch die Kinder erhielten von ihr einen tollen Vortag. Unseren Geschwisterkindern hat dieses Wissen sehr viel geholfen, um die Erkrankung ihrer Schwester besser zu verstehen.
Sehr genossen haben wir auch die Abende, bei denen wir als Familie alle zusammen saßen und uns über die Besonderheiten in unserem Leben austauschen konnten.
Vielen Dank an den Verein von den „Jungen Herzen Bayern“ für die Organisation, der Schwimmschule von Birgit und Stefan Anzer zusammen mit der Wasserwacht Prien für den tollen Schwimmkurs, Fr. Dr. Helga Prießmann (Kinderkardiologin und Kinderärztin) und den Sponsoren, die uns Eltern die Möglichkeit gegeben haben, den Herausforderungen mit unseren Herzkindern gestärkt entgegen zu treten.
Sonja und Stephan mit Annelies, Emanuel und Isabell